Die NGO Transport and Environment (T&E) warnte, dass die CO2-Ziele der Luftfahrt, aufgrund eines drastischen Anstiegs von Flügen, untergraben wird. Als Maßnahme fordert sie die EU-Kommission dazu auf, die Zahl der Flüge zu begrenzen.
Brüssel – Auf der Grundlage der Wachstumsprognose von Airbus und Boeing, die eine Verdoppelung des EU-Luftverkehrs bis 2050 vorhersagt, stellt der NGO-Dachverband in einer Analyse fest, dass Flüge, die in der EU starten, im Jahr 2050 immer noch 1,9 Milliarden Barrel Rohöl benötigen.
Die EU-Kommission sieht vor, die gesamtwirtschaftlichen CO2-Emissionen bis 2040 um 90 Prozent zu senken, ohne einem Wirtschaftswachstum im Wege zu stehen. Während die Dekarbonisierung des Luftverkehrs eine technische Herausforderung darstellt, steigt das Luftverkehrsaufkommen in der Regel im Einklang mit einer florierenden Wirtschaft.
Um die Einsparungsziele zu erreichen, müsse die Kommission daher den Ausbau der Flughäfen stoppen, die Zahl der Geschäftsreisen halbieren und die Steuern erhöhen, um die Nachfrage zu senken, so die Forderungen der NGO.
Ohne diese Schritte könne die europäische Luftfahrt 960 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen, was mit dem 90-prozentigen Reduktionsziel der Kommission zwischen 2030 und 2050 nicht vereinbar sei.
Laut T&E-Berechnungen könnte die Luftfahrtindustrie ebenfalls ihr Emissionsvolumen für das 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens bis 2050 bereits 2026 überschreiten.
Mangelnde Lösungen
Die EU-Vorschriften sehen bereits vor, dass Flugzeuge zunehmend mit Biokraftstoffen – die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen – und mit E-Fuels aus grünem Wasserstoff und abgeschiedenem Kohlenstoff betrieben werden.
Die NGO bezieht diese Ziele in ihre Prognosen ein, bezweifelt jedoch, dass Biokraftstoffe „wirklich nachhaltig“ seien und warnt, dass für E-Fuels große Mengen an Energie benötigt werden würden.
Weder die Kommission noch die Luftfahrtindustrie gehen davon aus, dass der Luftverkehr bis 2050 emissionsfrei sein wird. Stattdessen gibt es die Annahme, dass alle verbleibenden Emissionen durch CO2-Abscheidung ausgeglichen werden, sodass der Sektor Klimaneutralität erreicht.
Diese Möglichkeiten der Kompensation werden beim T&E-Bericht nicht berücksichtigt.
EUROCONTROL, die EU-Agentur zur Flugsicherung, prognostiziert in einem Bericht aus dem Jahr 2022 ein Basisszenario, in dem „andere Maßnahmen“ den größten Teil der Emissionsreduzierungen übernehmen würden, die erforderlich sind, damit der Luftverkehr bis 2050 klimaneutral ist.
In dem Bericht wurden diese „anderen Maßnahmen“ zwar nicht definiert, doch Kohlenstoffabscheidung und „Marktmaßnahmen“ wie die Reduzierung der Nachfrage wurden als mögliche Beispiele genannt.
EUROCONTROL reagierte nicht auf eine Anfrage von Euractiv nach einer expliziten Definition von „anderen Maßnahmen“.